Eine Nachricht enthält immer mehrere Botschaften. Wer regelmäßig unseren Blog liest denkt sich jetzt, „…weiß ich schon.“ Und einige erinnern sich vielleicht auch noch das Watzlawick sich dazu in seinem 2. Axiom geäußert hat und wir auf das Thema noch spezifischer eingehen wollten.

Für diejenigen die jetzt ein paar ungeklärte Fragen mehr mit sich herumtragen, steht hier unser erster Blog-Artikel zu den Axiomen zum Nachlesen zu Verfügung.

 

Organon-Model (3 Seiten einer Nachricht)

Wir wissen also das laut Watzlawick neben der Sachinformationen, auch immer Informationen zur Beziehung der Gesprächspartner zueinander übermittelt werden. Watzlawick war jedoch nicht der einzige der sich mit dem Vorhandensein mehrerer Botschaften befasst hat. Bühler hat in seinem Organon Modell von 1934 insgesamt drei Informationen beschrieben.

Wortwörtlich verwendet Bühler dabei immer den Begriff Sprachzeichen, was darauf zurückzuführen ist, dass die Bedeutung non-verbaler Kommunikation zu dem Zeitpunkt noch nicht im Vordergrund des Bewusstseins stand. Er erklärt sein Modell mittels der drei Sprachfunktionen Ausdruck, Appell und Darstellung.

Die Linienscharen symbolisieren hier die semantischen Funktionen des (komplexen) Sprachzeichens. Es wird Symbol mittels Zuordnung zu Gegenständen und Sachverhalten, Symptom aufgrund seiner Abhängigkeit vom Sender, dessen Inneres dadurch ausgedrückt wird, und Signal mittels des Appells an den Hörer.

Außer Acht gelassen wird dabei der Aspekt der Beziehung, der laut Watzlawick in jeder Mitteilung enthalten ist und die eigene Position zum Gegenüber wiederspiegelt.

 

3 + 2 = 4 Seiten einer Nachricht?

Friedemann Schulz von Thun führt all diese Aspekte zusammen und vereint sie in seinem Kommunikationsquadrat. Dieses hat er unter dem Titel „Vier Seiten einer Nachricht“ veröffentlicht . 4 Seiten deshalb, weil die Sachinformation sowohl bei Watzlawick als auch bei Bühler vorhanden ist.

Schulz-von Thun benennt seine vier Seiten wie folgt: Sach-, Appell-, Beziehungs-, Selbstoffenbarungsaspekt.

  • Der Sachinhalt bezieht sich auf das „worüber ich informiere“ und vermittelt eine reine Sachinformation.
  • Mit dem Appell machen wir deutlich, was wir mit der Aussage erreichen wollen. Der Versuch Einfluss zu nehmen kann dabei mehr oder minder offen oder versteckt erfolgen. Im letzten Fall spricht man von Manipulation
  • Die Selbstoffenbarung meint „Was ich von mir selbst kundgebe“ Dies kann als gewollte Selbstdarstellung oder ungewollte Selbstenthüllung übermittelt werden.
  • Der Beziehungsaspekt drückt aus, wie der Sender zum Empfänger steht. Es wird signalisiert, was vom Gegenüber gehalten wird, ob er geschätzt, als gleichwertig gesehen oder ernst genommen wird.

 

 

Friedemann Schulz von Thun nutzt das Beispiel eines Mannes und einer Frau, die im Auto sitzen, wobei sie das Fahrzeug führt. Er spricht: „Du da vorne ist grün“.

  • Auf der Sachebene gibt er zu wissen, dass die Farbe der Ampel grün ist. Eine überprüfbare Information also.
  • Des Weiteren enthält der Satz die Selbstkundgabe, dass der Mann ungeduldig oder in Eile ist.
  • Auf der Beziehungsebene lässt er eventuell einen Kompetenzzweifel erkennen.
  • Und als Appell wird womöglich der Aufruf schneller zu fahren.

 

Das Beispiel von Mann und Frau im Auto lässt bereits erahnen, welche Relevanz das Thema hat. Es macht also durchaus Sinn sich dieses im Alltag immer wieder zu vergegenwärtigen.

Warum? Das zeigen wir in einem unserer nächsten Artikel zur subjektiven Wahrnehmung.

Bis dahin könnt ihr ja schon mal darüber nachdenken:

 

„Ich weiß erst was ich gesagt habe, wenn ich die beim Empfänger angekommene Botschaft kenne“

„Wahr ist nicht was A sagt, sondern was B versteht“

 

Bis dahin

 

Bleibt Interessiert.

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